Formulieren fördert das Denken mit beiden Gehirnhälften

In der Sprache ist eine Formulierung eine bewusst gewählte Zusammenstellung von Wörtern, um einen bestimmten Gedankeninhalt auszudrücken.

Die linke Hirnhälfte steuert die rechte Körperseite und umgekehrt. Menschen, bei denen die rechte Gehirnhälfte stärker ist, sind eher kreativ und emotional. In ihrem Kopf überwiegen die Bilder. Bei wem die linke Gehirnhälfte stärker ist, der gehört eher zu den Denkern.

Im Sinne der Trainingsziele des ganzheitlichen Gedächtnistrainings bedeutet Formulierung, »einen Sachverhalt oder Gedanken in sprachlich richtiger Form auszudrücken.« Dazu müssen richtige Bezeichnungen gefunden und diese nach den Regeln der Grammatik verbunden werden. Das gilt, so der Bundesverband Gedächtnistraining e. V. (www.bvgt.de), für Fragen, Bitten, Wünsche, Beobachtungen, Befindlichkeiten und Informationen, aber auch für fantasievolle Geschichten. Man formuliert, um Unterschiede zu benennen, und gelegentlich auch, um selbst Klarheit über einen Zusammenhang zu erhalten.

Formulieren können, also etwas in eine angemessene sprachliche Form bringen, gehört zu den grundlegenden geistigen Fähigkeiten des Menschen. Exakt ausgeführt, werden dabei Denkprozesse in Gang gesetzt, bei denen selbst komplexe Sachinhalte zunächst innerlich zu klären sind, bevor sie sprachlich artikuliert werden. Im Moment des verbalisierten Ausformulierens werden intuitive und ungeordnete Gedanken strukturiert und ein logisches Bezugssystem hergestellt – oft erschließt sich ein Erkenntnisgewinn während des unmittelbaren Sprechvorgangs.

Sich präzise auszudrücken, etwas genau zu definieren, bedeutet aber ebenso, leere Phrasen mit Leben zu füllen, Gemeinplätze zu verlassen und eigene Gedanken zu äußern. Voraussetzungen für gelungene Formulierungen sind beispielsweise Wortfindung, die Einhaltung grammatischer Strukturen und das Denken in Zusammenhängen. Bei Formulierungsübungen sind mehrere unterschiedliche Gehirnregionen aktiv:

  • Das Wernicke-Areal ist für das Verstehen von Sprache entscheidend (Bereich im linken Schläfenlappen, in dem wir Gehörtes verarbeiten).
  • Das Broca-Areal ist für die Produktion von Sprache, für Wortfindung und das Bilden von Sätzen zuständig.
  • Im Frontalhirn finden u. a. Denkleistungen wie Logik und Urteilsfähigkeit statt (Gehirnareal im Stirnbereich).

Formulierungsübungen im ganzheitlichen Gedächtnistraining erweitern nicht nur sprachliche Kompetenzen wie Wortschatz und Ausdrucksfähigkeit, sondern fördern auch den kreativen Umgang mit Sprache. Spiele mit Wörtern, Sätzen und Texten bieten zugleich die Gelegenheit, sich aus den Zwängen von Sprache zu befreien und sich selbst schöpferisch zu betätigen. Insbesondere bei kreativen Formulierungsübungen sind in einem kooperierenden Zusammenspiel die linke (rationale) und rechte (emotionale) Gehirnhälfte beteiligt. Dazu gehören kreative Sprachübungen (Geschichten weiterentwickeln, Bilder mit Überschriften versehen, Stegreifgeschichten erfinden) und literarische Schreibspiele.

Da Menschen mit Demenz auch die sprachliche Ausdrucksfähigkeit verlieren können, helfen Übungen zu Formulierung und Wortschatz, die kognitiven Ressourcen zu erhalten und Alltagskompetenzen sowie die Kommunikationsfähigkeit zu verbessern. Bilder und Gegenstände haben dabei eine wichtige Funktion: Sie regen gerade Menschen mit Demenz zum Erinnern und Erzählen an, wecken Assoziationen, auch wenn die richtigen Worte gerade fehlen. Wichtig: Der Demenzkranke soll selbst erzählen!

Übrigens: Mit gesunder Ernährung können wir das Gehirn unterstützen und sogar das Risiko für Alzheimer reduzieren. Viel Trinken, Nüsse, Haferflocken, Beeren und Kichererbsen gehören zum sogenannten Brainfood. Unser Gehirn macht zwar nur ein Fünfzigstel unseres Körpergewichts aus, verbraucht aber ein Fünftel unserer Energie.

Übung: Vokalsuche

Der Frühlingswind hat alle Vokale (A E I O U) weggeweht. Setzen Sie die fehlenden Buchstaben an den richtigen Stellen wieder ein.
SNN
RGN
BLMN
WLKN
RSNDFT

Übung: Reimen

Reimen macht Spaß und das Abrufen von gleich klingenden Wörtern ist meistens einfach.
Mit dieser Übung wird außerdem das assoziative Denken gefördert, weil hier auch nach inhaltlichen Verbindungen gesucht werden muss.
Beispiel: Kein Wald ohne Baum, kein Schlaf ohne … Traum.

Kein Brot ohne Butter, kein Kind ohne …
Kein Turner ohne Matte, kein Tisch ohne …
Kein Regen ohne Tonne, kein Sommer ohne …
Keine Musik ohne Ton, keine Arbeit ohne …
Kein Mädchen ohne Puppen, kein Fisch ohne …
Kein Gebiss ohne Zähne, kein Sessel ohne …
Keine Woche ohne Tage, keine Antwort ohne …
Kein Haus ohne Fenster, kein Schloss ohne …
Kein Angler ohne Fisch, keine Küche ohne …
Kein Auto ohne Hupe, kein Briefmarkensammler ohne …
Keine Verletzung ohne Schmerz, keine Liebe ohne …

Viel Spaß!

Ihr Dr. Peter Schmidke

 

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