Aktivierung mit Musik – Senioren-Fitness in Betreuungseinrichtungen

Mein Name ist Kathleen Winkler und ich besuche bei der GBB eine Weiterbildung im Bereich Betreuungsassistenz für Senioren und demenzkranke Menschen. Ich komme aus einer ganz anderen Berufsbranche.

Im Bereich Pflege und Betreuung habe ich bisher wenig praktische Erfahrungen sammeln können. Hier bei der GBB wurde ich in der Theorie bestens auf die Praxis vorbereitet. Mitte Juni absolvierte ich meine praktische Abschlussprüfung als Betreuungsassistentin bei der GBB in Fürstenwalde – und ich habe bestanden!

Die Idee

Ich machte mir im Vorfeld Gedanken darüber, in welche Richtung ich meine Aktivierung umsetzen wollte. Die Vielfalt der Möglichkeiten ist theoretisch grenzenlos. Letztendlich entschied ich mich dafür, meine Prüfung mit Musik und Bewegung zu verwirklichen. Anregungen holte ich mir aus dem Internet. Ich recherchierte bei YouTube, sah mir dort Videos an und übte mit Kopfhörern für mich alleine vor dem Computer. Meine größte Begeisterung galt dem Klatschen im Takt zu verschiedenen Liedern. Jedoch wollte ich nicht mit den Händen klatschen, sondern ließ mich von »Patty de Vazier« inspirieren. Sie sitzt in ihren Videos mit den Senioren im Kreis, alle halten Drumsticks in den Händen und schlagen diese im Rhythmus zur Musik entweder gegeneinander, gegen den Stuhl, den Fußboden, große Gymnastikbälle oder andere Gegenstände. Diese Gruppendynamik vermittelte mir so große Erheiterung, dass ich wusste: Das will ich bei meiner Abschlussprüfung machen!

Die Vorbereitung

»Let’s twist again« war von nun an mein Übungslied. Eine Woche vor meiner Prüfung begann ich mit dem Üben in der Gruppe. Meine Gruppe bestand aus fünf Teilnehmern, mit denen ich eine Choreografie einstudierte. Als Vorlage hierfür orientierte ich mich an dem Video bei YouTube. Wir hatten großen Spaß dabei, die Holzlöffel abwechselnd gegen die Stuhlbeine, die Stuhllehnen und gegeneinander zu trommeln. Am meisten gefiel mir, dass alle lachten – und diese belebende Energie, die durch das Musizieren im Raum entstand. Ich freute mich zu diesem Zeitpunkt schon sehr darauf, diese Übung bald mit den Senioren auszuprobieren.

Nachdem wir als Gruppe die Reihenfolge des Trommelns sicher einstudiert hatten, wollten wir noch ein zweites Lied zum Leben erwecken. Der Titel, den wir dafür gemeinsam raussuchten, hieß »Lebt denn der alte Holzmichel noch?« Wir haben uns bewusst für diesen Titel entschieden. Demente Patienten können sich oft noch an Musik aus ihrem Leben vor der Krankheit erinnern. Der Holzmichel-Song ist sehr bekannt, leicht mitzusingen und trägt von Natur aus schon eine bewegende Dynamik in sich. Da wir uns die Choreografie für dieses Lied selbst ausdachten, dauerte das Einstudieren doch etwas länger als bei dem ersten Song. Dennoch amüsierten wir uns prächtig dabei, neue Trommelabläufe zu kreieren.

Der Prüfungstag

Am Tag der Prüfung gab es eine Herausforderung für mich, denn meine Gruppe wurde mit einer weiteren Teilnehmerin bereichert. Frau Malchau hatte ihren ersten Tag bei der GBB und wurde gleich mit integriert. Auch in Zukunft wird es immer wieder passieren, dass sich die Teilnehmeranzahl vergrößert oder verkleinert. Ich sah dies als gute Vorbereitung für die Praxis. Zusätzlich waren noch der Trainer Herr Gehrke und Herr Schulze mit im Raum, als es dann endlich losging.

Bevor ich mit meiner Prüfung begann, bereitete ich noch einiges vor. Die Teilnehmer setze ich so hin, dass sie jeweils vor sich noch einen zweiten Stuhl zu stehen hatten. Der war für das Trommeln von großer Bedeutung. Außerdem bekam jeder zwei Kochlöffel aus Holz ausgehändigt und mein Telefon legte ich startbereit an meinen Platz. Für eine bessere Klangqualität habe ich den Laptop und den Fernseher, der im Raum stand, mit einem HDMI-Kabel verbunden und spielte die Musik von YouTube ab. Die Videos hatte ich mir dort als Lesezeichen hinterlegt, sodass ich sie an meinem Prüfungstag schnell wiederfinden konnte.

Die Prüfung

Nachdem alles startklar war, verließ ich den Raum und kam als Schwester Kathleen wieder herein. Ich stellte mich den Teilnehmern vor, sagte, welcher Tag heute ist und dass wir unsere einstudierten Choreografien heute weiter üben würden. Jeder sollte nach eigenem Ermessen mitmachen, es ging nicht um Richtigkeit, sondern um den Spaß an der Freude. Die neue Teilnehmerin, Frau Malchau, begrüßte ich in unserer Gruppe und freute mich, dass sie bereit war, sich auf die Übung einzulassen. Herr Gehrke war der stille Beobachter und Herr Schulze filmte das Konzert.

Ich setze mich für alle gut sichtbar vor die Gruppe auf meinen Stuhl und alle Musikanten warteten gespannt darauf, dass ich auf Play drückte. Es ging los – und 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8 … Ich zählte für die Orientierung laut im Takt mit, sodass auch Frau Malchau schnell die Reihenfolge des Klopfens verstand. Da sich die Abläufe nach und nach wiederholten, konnte auch sie schon beim ersten Mal fast fehlerfrei mit der Gruppe mithalten. Alle trommelten voller Euphorie im Gleichtakt und man konnte ihnen die Lust aufs Musizieren ansehen.

Ich wusste, dass ich mich am meisten konzentrieren musste, weil sich alle nach mir und meinen Bewegungen richteten. Das war aber kein Problem für mich, da ich mich gut vorbereitet hatte und sicher fühlte, auch wenn alle Augen auf mich gerichtet waren und zusätzlich noch eine Kamera mit dabei war.

Als »Let’s twist again« zu Ende war, fragte ich die Gruppe, ob wir noch ein zweites Lied schafften. Die Begeisterung war groß und ich startete »Lebt denn der alte Holzmichel noch« auf meinem Handy. Sofort waren alle wieder konzentriert, schauten auf mich und wir führten das erste Mal unsere selbst kreierte Choreografie vor. Die rhythmischen Trommellaute von den Holzlöffeln waren auch außerhalb des Raumes noch gut zu hören.

Meine Freude war groß, dass alle so motiviert mitgemacht haben. Das Feedback von meinem Trainer Herr Gehrke war sehr positiv. Mit dieser Art von Aktivierung werde ich in meiner zukünftigen Einrichtung hoffentlich auch Stimmung und Abwechslung in den Alltag der Senioren bringen.

Vielen Dank, liebe Frau Winkler, für diese ausführliche Schilderung und alles Gute auf Ihrem Weg in die neue berufliche Herausforderung!

 

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