Ursachen für mangelndes Interesse an anderen Menschen
Es ist nicht ungewöhnlich, dass man öfter mal allein sein will. Dann muss der Partner oder eine Freundschaft halt mal hintenanstehen. Man kann sich ja auch später treffen.
Eigentlich mögen, ja brauchen wir alle sogar menschliche Verbindungen, um glücklich zu sein. Gerade wenn ein Teil von dir mit dem Rest der Menschheit abgeschlossen hat, möchte ein anderer Teil trotzdem mit Freundin, Mann oder Partner in Kontakt bleiben.
Welche der folgenden Aussagen treffen auf dich zu?
- Die meisten Leute wirken oberflächlich und dumm.
- Viele Beziehungen und Freundschaften, in die man tatsächlich Zeit und Emotionen investiert, werden einen am Ende eh verraten.
- Die meisten kümmern sich nicht um andere und verlieren früher oder später das Interesse an der Beziehung.
- Ich habe die Nase voll von Smalltalk und oberflächlicher Nettigkeit.
Wann wird es zu einem Problem, keine Lust auf andere Menschen zu haben?
Kann es sein, dass du immer noch auf der Suche nach diesem Einhorn bist, dieser einen Person, die nicht oberflächlich oder dumm ist? Hier kommt eine unbequeme Wahrheit, die dir jedoch keine Angst machen soll. Niemand hat dieses Einhorn je gefunden, denn jeder von uns ist von Zeit zu Zeit mal dumm und oberflächlich.
Wenn die Abneigung gegen andere uns gegen unseren Willen vom Partner oder von Freundschaften isoliert, dann wird sie zum Problem. Und warum? Weil wir, egal was wir denken, soziale Wesen sind und bleiben. Wir brauchen menschlichen Kontakt, das Gefühl der Gemeinsamkeit, Männer wie Frauen.
Manchmal, wenn jemand sagt, dass er Menschen nicht mag, dann kann das eines der folgenden Dinge bedeuten:
- Ich bin von Natur aus eher introvertiert.
- Ich habe Angst vor Smalltalk.
- Ich bin wählerisch, mit wem ich herumhänge.
Das ist okay so. Nicht jeder muss eine joviale Plaudertasche sein. Das muss jedoch auch nicht bedeuten, dass man sein Leben auf ewig allein und in Einsamkeit verbringen muss.
Zu anderen Zeiten wird die Aussage »Ich mag Menschen einfach nicht« in einer viel verletzenderen, feindseligeren Weise gemacht. Zu denken, dass du keine Lust auf soziale Interaktionen hast und lieber allein bist, könnte eine völlig vernünftige Schlussfolgerung auf der Grundlage deiner bisherigen Lebenserfahrung sein. Wer so denkt, hatte oft nicht die glücklichsten Erfahrungen im Umgang mit anderen. Diese Leute sind nicht selten einsam, sozial unerfahren oder leiden unter einem Gefühl der Angst und Unzulänglichkeit.
Wenn sie versuchen, Freundschaften zu schließen, werden sie vielleicht ignoriert oder verspottet. Wenn das alles ist, was jemand kennt, der noch nicht viel von den guten Seiten der Mitmenschen gesehen hat, ist es kaum verwunderlich, dass er früher oder später keine Lust auf andere Menschen hat.
Warum sollte man Menschen, die gerne allein sind, nicht verurteilen?
Wie war das nochmal mit dem Buchumschlag, von dem man nicht auf den Inhalt schließen sollte?
Ein großes Problem mit der Einstellung »Ich habe keine Lust auf Menschen, ich habe nichts mit ihnen gemeinsam«, ist Folgendes: Am Ende schreibt man damit viele Leute ab, bevor man ihnen überhaupt eine Chance gibt. Viele Leute, die zunächst oberflächlich wirken, haben tiefgründige Interessen oder Neigungen. Das Problem ist, dass ihre eher oberflächlichen Merkmale leicht zu erkennen sind, während ihre substanzielleren Züge verborgen bleiben. Oberflächlichkeit ist auch keine Alles-oder-Nichts-Sache. Jemand könnte den ganzen Tag damit verbringen, über Bodenerosion in Ländern der Dritten Welt zu lesen, und sich dann nachts mit seinen Freunden betrinken. Denn das ist einfach …
Wie funktionieren Menschen und soziale Kontakte?
Seien wir ehrlich: Wir knüpfen aus egoistischen Gründen Kontakte und haben Freunde. Warum wollen Menschen Freunde haben? Um sich nicht einsam und allein in der Welt und im Leben zu fühlen. Warum wollen sich Menschen mit Freunden treffen? Um eine gute Zeit zu haben und positive Emotionen zu erleben. Warum wollen Menschen mit ihren Freunden etwas unternehmen? Um Erfahrungen zu teilen. Wir sollten nicht vergessen, dass wir uns alle auf genau die gleiche Weise entwickelt haben. Wir alle wollen Freunde haben, um uns nicht einsam zu fühlen, um positive Emotionen zu erleben und Erfahrungen auszutauschen.
Egoistisches Sozialisieren ist ein System, das so fest verdrahtet ist, dass weder du noch irgendjemand anders dies in nächster Zeit ändern wird.
Das Ziel sind erfüllende Interaktionen.
Du wusstest, dass dieser Punkt kommen würde. Sich allein fühlen ist das eine. Ständig allein und einsam zu sein ist jedoch keineswegs gesund. Vielleicht steckst du in den Tiefen der sozialen Isolation. Du hast einige Lücken in deinen sozialen Fähigkeiten, Angstzustände oder emotionales Gepäck, das dir im Weg steht.
In einer solchen Situation kann es schwer vorstellbar sein, dass du eines Tages ein Leben haben wirst, indem du einen festen Freundeskreis hast und in dem du die Gesellschaft anderer Menschen schätzt. Es wird vielleicht nie dein Ding sein, ein quirliger Mensch mit einer Million lockerer Bekanntschaften zu sein.
Doch was spricht dagegen, sich einfach vorzunehmen, lohnende und erfüllende Interaktionen mit deinen Mitmenschen zu haben?
Hör auf deine eigenen Bedürfnisse und lass dir von niemandem ein schlechtes Gewissen einreden, weil du ein introvertierter Mensch bist! Du musst nicht alle neuen Menschen mögen, du musst nicht ständig neue Leute kennenlernen und neue Freundschaften schließen. Mach einfach das, was dich glücklich macht und dir Spaß bereitet – Hauptsache, du bist ehrlich zu dir selbst!
Ihr Dr. Peter Schmidke
14.11.2025, Rubrik: Bemerkungen, GBB-Aktuell, Kommentar schreiben,












