Leiden Sie unter einer Verlustaversion?
Unter Verlustaversion versteht man in der Psychologie und Wirtschaftswissenschaft die generelle Tendenz, Verluste stärker zu gewichten als Gewinne des gleichen Betrags.
Die Verlustaversion beschreibt dabei das psychologische Phänomen, dass Menschen stärker nach der Vermeidung von Verlusten als nach Gewinnen streben.
Unser Gehirn ist evolutionär darauf programmiert, Gefahren zu vermeiden. In der modernen Arbeitswelt kann dieses Sicherheitsdenken jedoch hinderlich sein.
Der erste Schritt zur Überwindung der Verlustaversion ist, sie bei sich selbst zu erkennen. Haben Sie schon einmal ein Projekt abgelehnt, weil die Risiken zu hoch erschienen, obwohl die potenziellen Gewinne erheblich waren? Oder zögern Sie, bewährte Prozesse zu ändern, aus Angst, es könnte schlechter werden? Diese Verhaltensweisen sind typische Anzeichen für Verlustaversion.
Beispiel: Sie haben die Möglichkeit, einen Teil Ihres Budgets in eine neue Technologie zu investieren, die langfristig die Kosten für Ihren Bereich senken könnte. Doch aus Sorge vor anfänglichen Implementierungsschwierigkeiten entscheiden Sie sich dagegen. Dadurch verpassen Sie die Chance auf langfristige Effizienzsteigerungen.
Empfehlung: Führen Sie ein Entscheidungstagebuch, in dem Sie Ihre Überlegungen festhalten. So können Sie im Nachhinein analysieren, ob Verlustaversion Ihre Entscheidungen beeinflusst hat.
Verlustaversion führt oft dazu, dass Risiken überbewertet und Chancen unterbewertet werden. Um dem entgegenzuwirken, sollten Sie eine objektive Bewertung vornehmen. Nutzen Sie Daten und Fakten, um Risiken und potenzielle Gewinne realistisch einzuschätzen. Dabei hilft es, sowohl die kurzfristigen als auch die langfristigen Auswirkungen zu berücksichtigen.
Beispiel: Bei der Einführung eines neuen Produkts könnten Sie eine SWOT-Analyse durchführen, um Stärken, Entwicklungsbedarfe, Chancen und Risiken systematisch zu erfassen. Dadurch erhalten Sie ein ausgewogenes Bild und können versierte Entscheidungen treffen.
Empfehlung: Setzen Sie auf Entscheidungsmatrizen oder Pro-Contra-Listen, um Ihre Einschätzungen zu strukturieren und emotionalen Verzerrungen entgegenzuwirken.
Anstatt sich auf mögliche Verluste zu konzentrieren, richten Sie den Fokus auf die potenziellen Gewinne und die Kosten des Nicht-Handelns.
Beispiel: Wenn Sie zögern, Ihr Budget in Mitarbeiterentwicklung zu investieren, denken Sie darüber nach, welche Vorteile ein besser qualifiziertes Team bringen könnte.
Empfehlung: Nutzen Sie Szenariotechniken, um verschiedene Zukunftsbilder zu entwerfen. So erkennen Sie, welche Möglichkeiten sich eröffnen, wenn Sie entschlossen handeln.
Berherzte Entscheidungen müssen nicht immer radikal sein. Oft führen schon kleine Schritte zu bedeutenden Veränderungen. Indem Sie Risiken in überschaubare Teile aufteilen, reduzieren Sie die Angst vor Verlusten.
Beispiel: Anstatt gleich ein großes Projekt vollständig umzukrempeln, könnten Sie zunächst einen Pilotversuch in einem Teilbereich starten.
Die Angst vor Verlusten ist oft mit der Angst vor Fehlern verbunden. Fehler sollten als Lernchancen gesehen werden. Ermutigen Sie sich und Ihr Team, neue Ideen einzubringen und auszuprobieren.
Fazit:
Verlustaversion ist eine natürliche menschliche Reaktion, die jedoch in der heutigen dynamischen Arbeitswelt hinderlich sein kann. Indem Sie die Anzeichen erkennen und gezielt Strategien anwenden, können Sie mutigere Entscheidungen treffen.
Viel Erfolg!
Ihr Dr. Peter Schmidke
09.12.2025, Rubrik: Bemerkungen, GBB-Aktuell, Kommentar schreiben,












