Recherche nach Bürotätigkeiten bei der Bundeswehr

Ein viel zu heißer Sommertag, Ende Juni, und ein Vorhaben, für das ich mich erst einmal habe breitschlagen lassen müssen: Ein Besuch bei der Bundeswehr; eine Möglichkeit, einen potenziellen neuen Arbeitgeber kennenzulernen.

Mein Name ist Dominik Bretschneider. Meine bisherige Laufbahn pendelte zwischen einer Tätigkeit als technischer Assistent für Datenverarbeitung und Finanzwirt hin und her. Nach meiner Elternzeit wollte ich eine Neuausrichtung: einen sicheren Arbeitsplatz, geregelte Arbeitszeiten und pünktliche Bezahlung.

Kurz gesagt: eine stabile Lebensgrundlage für die junge Familie daheim.

Für diese Neuausrichtung begann ich eine Weiterbildung im Bereich Finanzbuchhaltung bei der GBB. Das Ziel des Ganzen ist der Erwerb der Qualifizierung für diverse Bürotätigkeiten. Als unser Coach und Psychologe, Herr Dr. Schmidke von der PerScreen.Net GmbH, mit der Idee auf mich und zwei Kollegen zukam, man könne sich doch auch einmal im öffentlichen Dienst nach Bürotätigkeiten umsehen, war ich durchaus interessiert; als der Begriff Bundeswehr Showroom aufkam, war ich jedoch sehr skeptisch. Bundeswehr? Büro? Aber natürlich muss auch die Bundeswehr verwaltet werden, über Anträge und Ansprüche muss entschieden werden und Kriegsgerät beschafft sich schließlich auch nicht von allein.

Darüber macht man sich im Alltag zwar keine Gedanken; allerdings steht hinter den aktuell 180.000 deutschen Soldaten im In- und Ausland ein Heer von insgesamt 81.000 zivilen Mitarbeitern (davon rund 23.000 Beamte in der Verwaltung), welche sich u. a. mit der medizinischen Versorgung, der Reinigung der Kasernen oder z. B. der Beschaffung von Ausrüstung befassen. Die Frage, ob ich mir selbst vorstellen könnte, ein Teil dieser Maschinerie zu werden, wollte ich vorerst offenlassen. Ich nahm mir fest vor, Vorurteile außen vor zu lassen und mir selbst im Showroom ein Bild zu machen.

Ankunft im Showroom

Dieser war leicht zu finden, denn er befindet sich direkt gegenüber dem Ausgang des S-Bahnhofs Friedrichstraße. Ein Mann, schätzungsweise Mitte 30, anhand seiner Abzeichen schnell als Feldwebel identifiziert, brachte sich hinter dem Tresen, der am ehesten an eine Bartheke erinnerte, in Stellung. Nett lächelnd, aber ein bisschen überfordert damit, uns drei auf der etwas zu engen Sitzbank zu platzieren, fing er gleich an, nach unserem Befinden zu fragen und wie wir auf den Showroom aufmerksam geworden sind. Standardprozedere vermutlich, um die Stimmung etwas aufzulockern und dem Klischee der steifen Bundeswehr ein wenig entgegenzuwirken. Nachdem wir alle vorgetragen hatten, woher wir kommen und wohin wir wollen – oder zumindest in welche Richtung es gehen soll – wurde uns detailliert präsentiert, wie sich die Laufbahnen im Zivil- und im Wehrbereich untergliederten und aufbauten, welche Eingangsvoraussetzungen wir jeweils mitbringen müssen und welche Perspektiven die Bundeswehr zu bieten hat. Einen konkreten Vorschlag hatte er jedoch für keinen von uns.

Abseits der schlechten Presse, diverser moralisch höchst fragwürdiger Vorkommnisse und dem Mangel an grundlegender Wehrtechnik präsentiert sich die Bundeswehr hier an der Friedrichstraße durchaus als moderner Arbeitgeber. Familienfreundlichkeit, durch die Teilkonzeption »Vereinbarkeit von Familie und Dienst in den Streitkräften« gewährleistet sowie die Möglichkeit, Karriere zu machen und sich in seinem jeweiligen Berufsfeld stetig weiterentwickeln zu können, sind nur die wichtigsten Punkte, mit denen die Bundeswehr hier wirbt.

Ein Blick hinter die aufwändig designten Broschüren, die sich überall im Showroom wiederfinden, ernüchtert jedoch. Der Soldat bleibt ein Soldat, der Krieg und das Helfen in den Gefahrenzonen der Welt bleiben die Schlüsselpunkte der Arbeit der Bundeswehr. Dessen muss man sich bewusst sein, wenn man eine Karriere in der Bundeswehr anstrebt.

Der zivile Bereich allerdings, das für uns eigentlich Interessante, bietet für uns drei durchaus spannende Berufsfelder. Oder, wie die Bundeswehr in der Hochglanzbroschüre titelt, »Verantwortung übernehmen geht auch ohne Uniform«. Nur leider nicht ohne Versetzungsbereitschaft. Im Rahmen der Ausbildung bzw. des Studiums muss man sich dazu bereit erklären, im gesamten Bundesgebiet eingesetzt zu werden, was die Bundeswehr als Arbeitgeber für mich – mit einem kleinen Kind und einer Partnerin, die fest angestellt ist – leider disqualifiziert.

Das Informationsgespräch selbst vermittelte uns einen guten, wenn auch nur groben, Überblick über die Möglichkeiten. Mit einem Blick in das mitgenommene Informationsmaterial wird auch schnell klar, warum: Der Umfang der angebotenen Stellen und Bereiche ist enorm. Allein der IT-Bereich der Bundeswehr umfasst 142 Berufe.

Wir verließen den kleinen Showroom mit gemischten Gefühlen: Einerseits überwältigt von der Fülle an Informationen und andererseits doch ohne eine feste Vorstellung davon, was die Bundeswehr uns eigentlich zu bieten hat.

Fazit:

Für mich ganz persönlich bleibt es bei der Skepsis gegenüber der Bundeswehr als Arbeitgeber. Dies ließ sich leider auch in dem langen und sehr freundlichen Gespräch vor Ort nicht ausräumen. Diejenigen jungen Leute, die kein Problem damit haben, überall im Bundesgebiet, bzw. im Falle des Wehrdienstes auch global, eingesetzt zu werden und bereit sind, Demokratie und Frieden im Zweifelsfall auch mit ihrem Leben zu verteidigen, für diese Menschen mag die Bundeswehr ein durchaus guter Arbeitgeber sein.

Vielen Dank, lieber Herr Bretschneider, für die lebhafte Schilderung Ihrer Eindrücke und alles Gute für Ihre private und berufliche Zukunft!

 

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