Wer Rosen liebt – eine Präsentation mit Herz bei der GBB in Lichtenberg

Frau M. saß am Fenster und sah hinaus. Stunden zuvor war ich schon einmal an ihr vorbeigegangen. Sie schien sich in der ganzen Zeit nicht bewegt zu haben. Leise trat ich neben sie, um sie nicht zu erschrecken, und sah ebenfalls hinaus.

Nichts dort draußen fesselte meinen Blick. Es war ein grauer, nebliger Tag. In den Kastanienbaum gegenüber hatte sich heute noch nicht einmal eine Krähe verirrt. Vorsichtig sah ich zur Seite und versuchte, dem Blick von Frau M. zu folgen. Aber da war nichts Bemerkenswertes.

Ihr Blick ging ins Leere. Was mochte sie sehen? Fröhliche Bilder waren es wohl nicht, die ihr in den Sinn gekommen waren. Einsam sah sie aus …

Zusätzliche Betreuungskräfte nach § 87b SGB XI

Auch die Trauer, auch die Einsamkeit gehören zum Leben. Sicher hat fast jeder von uns schon einmal solche Stunden erlebt. Das ist normal, manchmal beängstigend und ja: Wir haben ein Recht darauf. Wenn das Berufsleben abgeschlossen ist, die Anzahl derer zunimmt, von denen wir Abschied nehmen müssen, es vielleicht auch immer mehr körperliche Einschränkungen gibt, wir eventuell pflegebedürftig werden, wir manches vergessen oder durcheinander bringen, ist es wichtig, immer wieder Verbindungen zum realen Leben in Gegenwart und Vergangenheit herzustellen. In Einrichtungen der Altenpflege leisten Betreuungsassistenten dazu einen außerordentlich wichtigen Beitrag. Betreuungsassistenten betreuen und aktivieren Menschen mit Pflegebedarf und demenziellen Veränderungen, psychischen Erkrankungen oder geistigen Behinderungen. In der Weiterbildung bei der GBB erwerben die Teilnehmer die erforderlichen Kenntnisse, um als Betreuungsassistent nach § 87b SGB XI arbeiten zu können.

Die Tätigkeit des zusätzlichen Betreuungspersonals stellt vielfältige Anforderungen und erfordert beispielsweise Grundkenntnisse zu Demenzerkrankungen und psychischen Erkrankungen sowie zu typischen Alterserkrankungen, um sich auf die unterschiedlichen Anforderungen der Betreuten einstellen zu können. Grundkenntnisse in der Pflege sind ebenso wünschenswert wie Wissen über Ernährungsbesonderheiten bei bestimmten Krankheiten, z. B. Diabetes. Auch die Kenntnis gesetzlicher Regelungen gehört dazu.
Wichtig in der Betreuung ist es, immer wieder Ideen zu entwickeln, die Freude vermitteln und Körper und Geist aktivieren. Es ist eben nicht damit getan, gelegentlich nur eine Runde Karten zu spielen.

Qualifizierung bei der GBB

Die unterschiedlichen Möglichkeiten aktivierender Beschäftigung kennenzulernen, ist ein wichtiger Bestandteil unserer Weiterbildung. Dazu gehören auch altersgerechte Möglichkeiten der Bewegung. Auch die umfangreichsten Kenntnisse sind allerdings nutzlos, wenn es nicht gelingt, mit den Betreuten respektvoll, wertschätzend und aktivierend zu kommunizieren. Dazu bedarf es eines ausgeprägten Einfühlungsvermögens seitens der Betreuungsassistenten und der Fähigkeit, angemessen kommunizieren zu können. Daher gehört die Aneignung von Wissen zu Grundlagen der Kommunikation und Gesprächsführung zwingend zu einer Weiterbildung zur zusätzlichen Betreuungskraft.

Die Qualifizierung zum Betreuungsassistenten wird bei der GBB mit einer schriftlichen und einer mündlichen Prüfung abgeschlossen. Im schriftlichen Teil der Abschlussprüfung werden vor allem die Kenntnisse in der Theorie festgestellt, während die mündliche Prüfung in Form einer Präsentation mit anschließendem Fachgespräch durchgeführt wird. Eine solche Prüfungspräsentation kann sehr praxisbezogen gestaltet werden.

Auf einem guten Weg in den Berufsalltag

Ein hervorragendes Beispiel für die Umsetzung des theoretischen Wissens in die Praxis durften wir am Standort Lichtenberg mit der letzten mündlichen Prüfung von Frau B. erleben: Sie hatte als Thema einen Beschäftigungsnachmittag unter dem Motto »Die Rose – Königin der Blumen« gewählt.

Wer Rosen liebt

Mit viel Liebe und Sorgfalt wurde von ihr verschiedenes Material zusammengestellt: Gedichte zum Thema, Lieder, Sprichwörter, Bilder … Es gab einen wunderbar gedeckten Tisch mit Rosenservietten, Rosenkerzen, Geschirr mit Rosenmuster, einen Strauß dunkelroter Rosen – an alles war gedacht. Frau B. demonstrierte uns ihre Idee sehr anschaulich und praxistauglich. Sie knüpfte mit Gedichten und Geschichten an unsere Jugenderinnerungen als »Senioren« an, ließ uns schmunzeln und ein wenig träumen, brachte unser Gedächtnis auf Trab und sang mit uns. Bei einem wirklichen Beschäftigungsnachmittag hätte sie mit uns noch Rosenbrötchen gebacken, doch das sprengte unseren zeitlichen Rahmen für die Prüfung. Deshalb waren die Brötchen schon fertig. Wir durften kosten und ließen uns das Rezept für dieses wohlschmeckende Gebäck erklären. Ausprobieren durften wir uns darin, Rosen aus Geschenkband anzufertigen.

Wer Rosen liebt

Wer Rosen liebt

Die ganze Präsentation war ein wunderbares Beispiel dafür, wie an Alltagswissen von Betreuten angeknüpft werden kann, wie es gelingt, längst vergessen Geglaubtes wieder in Erinnerung zu rufen und durch Alltagstätigkeiten und Musik zu aktivieren.

Frau B. liebt Rosen und wir wünschen ihr, dass sie in Zukunft noch viele gute Menschen trifft. Zurzeit ist sie im Praktikum in einer Altenpflegeeinrichtung und wendet sich dort den von ihr Betreuten liebevoll und aufmerksam zu.

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